Klimagewalten – Treibende Kraft der Evolution: Eröffnung der neuen Sonderausstellung im Landesmuseum

Klimagewalten – Treibende Kraft der Evolution: Eröffnung der neuen Sonderausstellung im Landesmuseum
von 30. November 2017

Gleichwohl stellt die Klimaentwicklung der letzten Zeit nur einen sehr kleinen Ausschnitt in der Geschichte unseres Planeten dar.

Die Sonderschau, die vom 30. November 2017 bis zum 21. Mai 2018 im Landesmuseum für Vorgeschichte gezeigt wird, betrachtet den Wandel des Klimas im Verlauf großer Zeiträume und versucht, neue Blickwinkel auf die aktuellen Probleme zu erschließen.

Ministerpräsident Dr. Reiner Haseloff erklärt zur neuen Sonderausstellung: »Das Landesmuseum widmet sich einem brisanten und hochaktuellen Thema, das nach umfassender wissenschaftlicher Auseinandersetzung verlangt. Ich wünsche der Präsentation viele Besucher.«

Erdgeschichtlich sind klimatische Veränderungen auch innerhalb sehr kurzer Zeitabschnitte vielfach belegt. Als Ursachen lassen sich kosmische Faktoren, wie z. B. Sonnenaktivität und Erdachsenwinkel, ebenso benennen wie irdische (Plattentektonik, Veränderungen in den Meeresströmungen u. a.). Der Mensch kommt als Klimafaktor erst sehr spät ins Spiel.

Die Ausstellung legt ihren Ausgangspunkt an den Beginn des Känozoikums vor ca. 66 Millionen Jahren, als mit dem Einschlag eines großen Meteoriten das Zeitalter der Dinosaurier endete und der Aufstieg der Säugetiere begann. War das Klima zunächst noch sehr warm, wird es insbesondere in den letzten 2,6 Millionen Jahren zunehmend unbeständiger. Warm- und Kaltzeiten wechseln sich nunmehr ab. Flora und Fauna müssen sich immer wieder auf neue Gegebenheiten einstellen.

Die beiden ersten Themenkomplexe der Ausstellung widmen sich den möglichen kosmischen und irdischen Ursachen natürlicher Klimaveränderungen und dem Phänomen der Eis- und Warmzeiten. Zwei weitere Themenkomplexe stellen die üppige Tier- und Pflanzenwelt des Känozoikums vor. Mit zahlreichen Exponaten sind etwa die Funde aus dem Geiseltal südlich von Halle vertreten, darunter die berühmten Urpferdchen, Krokodile, Schildkröten und vieles andere mehr.

Ein weiterer zentraler Themenbereich widmet sich der Primatenevolution von den frühen Lemuren über die Hominidenentwicklung bis zur Entstehung der Menschenarten, von denen letztlich nur Homo sapiens überlebte. Zum ersten Mal »reagierte« mit dem Menschen ein Lebewesen nicht mehr nur mit biologischer Anpassung auf klimatische Veränderungen, sondern mit der aktiven Gestaltung seiner Umwelt. Waren die früheren Primaten noch Beute von Raubtieren, so entwickelten sich die Menschen im Lauf der Zeit zu Jägern und ihre Umwelt immer mehr beherrschenden Lebewesen. Werkzeuggebrauch, Feuernutzung, Bekleidung, Behausungen, Jagdwaffen ermöglichten es zunehmend, auch unter unwirtlichen Bedingungen zu überleben. Beispielhaft steht hierfür das mehr als 600.000 Jahre alte Original eines Unterkiefers des Homo heidelbergensis, des ältesten Urmenschenfundes Deutschlands.

Darüber hinaus beginnt der Mensch, sich auch mit künstlerischen Mitteln mit seiner Lebenswelt auseinanderzusetzen. Ihre Premiere in einer Ausstellung erleben etwa die erst vor kurzem als solche identifizierten Fragmente einer sog. Venusstatuette von Breitenbach (Burgenlandkreis). Mit einem Alter von 34.000 Jahren stellen sie den ältesten Beleg einer paläolithischen Elfenbeinfigur außerhalb der Schwäbischen Alb dar. Plastiken und Ritzzeichnungen von Dolní V?stonice (Tschechien) oder La Marche (Frankreich) lassen zum ersten Mal in der Menschheitsgeschichte auch individuelle Züge der dargestellten Personen vermuten.

Rekonstruktionen, Dermoplastiken, Skelettmontagen und zahlreiche Lebensbilder zeugen von der damaligen Umwelt des Menschen mit Säbelzahnkatzen, Höhlenlöwen, Riesenhyänen oder Mammuten. Die spektakuläre Zentralinstallation zeigt den Kampf eines Mammutbullen und eines Jungtiers mit mehreren Höhlenlöwen.

Derzeit erwärmt sich das Erdklima in kürzester Zeit rapide. In längeren Zeiträumen ist jedoch durchaus auch eine bevorstehende Eiszeit denkbar. Mit diesen beiden möglichen Szenarien und ihren denkbaren Folgen entlässt die Ausstellung die Besucher.

Insgesamt werden auf ca. 1000 m² Ausstellungsfläche 800 Exponate und Exponatgruppen gezeigt. Neben zahlreichen Fundstücken aus Beständen des Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologie stellen 16 Leihgeber aus 10 Ländern sowie 19 innerdeutsche Leihgeber Exponate zur Verfügung. Die Ausstellung entstand in Kooperation mit dem Zentralmagazin Naturwissenschaftlicher Sammlungen der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg.